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Geschichte

Lintler Krug

Der Lintler Krug blickt zurück auf eine lange traditionsreiche Geschichte. Das Fachwerkgebäude an der Hauptstraße des Dorfes findet bereits im Jahr 1660 erstmals Erwähnung, als auf dem örtlichen Rübenmarkt Bier und Branntwein ausgeschenkt werden.

Der Namensgeber für den besagten Rübenmarkt ist nicht etwa das Gemüse selbst, sondern der Zeitpunkt der Veranstaltung. Traditionell findet der Markt während der Zeit der Rübenernte statt. Gehandelt wird hier überwiegend mit Flachs, denn der Anbau dieses Rohstoffs war nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) in Kirchlinteln weit verbreitet. Auch viele der heutigen Straßennamen lassen sich auf den Handel mit Flachswaren und Webererzeugnissen zurückführen.

In diesem Zeitraum gehört der Lintler Krug dem Wirt Carsten Norden, der schätzungsweise um 1625 geboren wurde. Laut Aufzeichnungen zahlt er im Jahr 1660 Kruggeld, das eine Art historischer Steuer bezeichnet, die zum Ausschank von Branntwein und anderen alkoholischen Getränken berechtigt. Das Bier, das man zu dieser Zeit in der Gaststätte erwerben kann, ist vermutlich ein sogenanntes Dünnbier, das damals als Grundnahrungsmittel der einfachen Bevölkerung gilt. Denn Trinkwasser von guter Qualität ist zu dieser Zeit noch nicht zugänglich und gesüßte oder gewürzte Weine sind den wohlhabenderen Bürgern vorbehalten.

Noch bis 1873 ist der Lintler Krug die einzige Schänke im Ort. Viele Interessenten versuchen, ebenfalls eine Schankerlaubnis zu erhalten, da eine Schankwirtschaft deutlich mehr Einkommen als ein landwirtschaftlicher Betrieb erzielt. Trotz vieler Klagen bleiben sie jedoch erfolglos. Die Region wird zu dieser Zeit von Preußen erobert. Bereits 1866 in der Schlacht von Langensalza wurde Hannover von Preußen annektiert. Die preußische Gesinnung hält auch in Kirchlinteln Einzug. Im Jahr 1870 erhält Kirchlinteln eine Haltestelle der neu gebauten Eisenbahnstrecke zwischen Uelzen und Langwedel, wodurch viele Reisende und Touristen das kleine Dorf besuchen. Dies sorgt auch dafür, dass innerorts weitere Gaststätten genehmigt werden.

Bis zu diesem Zeitpunkt ist der Lintler Krug noch immer im Besitz der Familie Norden und deren Nachfahren. Von 1660 bis 1874 wird der Krug stets weitervererbt und geführt von den Söhnen und Töchtern der Familie. So zum Beispiel erbauen die Eheleute Carstens, die ebenfalls Nachfahren der Nordens sind, 1816 den Lintler Krug, wie er uns heute bekannt ist. Dies wissen wir unter anderem durch die Inschrift am Balken über der großen Tür des Gebäudes. Die Inschrift lautet „Der Herr bewahre dieses Haus und alle die gehen ein und aus. Alles ist ja deine Gabe und ein Zeichen deiner Gunst, was in dieser Welt ich habe, schütze es vor Feuersbrunst schütze es vor Unglücksfallen, weil ich alles Dir heimstelle. Christoph Carstens Anna Engel geb. Storch. Soli Deo gloria den 4ten Juli anno 1816“. Deren Sohn Christoph verkauft die Schänke und die zugehörigen Ländereien am 26.8.1873 an seinen Schwiegersohn, den Kirchlintler August Cordes. Von da an ist der gesamte Hof in Besitz der Familie Cordes, die ihn bis 1968 besitzt.

Da die Ehe der letzten Erbin kinderlos bleibt, übernehmen zahlreiche Pächter im Laufe der Jahre den Lintler Krug. Vor dem Ersten Weltkrieg florierte das Gastgewerbe. Der Lintler Krug wird 1913 sogar großzügig umgebaut und erhält den Titel „Kurhaus“. Er ist eine beliebte Herberge und ein erfolgreiches Ausflugslokal, da die vielen Wochenendbesucher nach ihren Spaziergängen in der Heide dort einkehren und sich im Kaffeegarten entspannen. Zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs sind in der Herberge mehrere Flüchtlingsfamilien untergebracht, wodurch der Gastbetrieb eingeschränkt ist. 1968 schließlich verkauft Cord-Hinrich Cordes den Krug an den Holländer Alfred August von Werven. Dieser führt den Lintler Krug bis 1969 gemeinsam mit seiner Frau, bis er mutmaßlich eines Nachts aufgrund seiner angehäuften Schulden aus dem Ort verschwindet. In den Folgejahren erwirbt Erwin Haas den Krug, der das Lokal 1991 aber wegen Konkurs wieder aufgeben muss.

Nach dieser florierenden Zeit steht der Lintler Krug nach der Pfändung lange Zeit leer. Erst im Jahr 2006 kauft die Gemeinde Kirchlinteln das Anwesen, um den Ortskern Kirchlintelns umzugestalten und einen gemeinschaftlichen Treffpunkt für Einwohner und Besucher zu errichten.

Der Zeitzeuge Johann-Hinrich Lindhorst (1929-2015), der von 1981 bis 1996 Bürgermeister von Kirchlinteln war, erinnert sich gerne zurück: ,,In meiner Zeit gab es in Kirchlinteln vier Gaststätten. Dierks am Bahnhof, Heinz Meier (Magda) in der Wehrstraße, Hehmke neben der Kirche und den Krug. Nahezu alle großen Feste wurden im Lintler Krug gefeiert, weil hier der größte Saal zur Verfügung stand. Vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, im März 1944 bis Juni, waren dort Soldaten einquartiert. (…) Nach dem Krieg war der Krug Stützpunkt für das englische Militär. Große Feiern erfolgten in dieser Zeit am Bahnhof bei Dierks. In guter Erinnerung sind mir die Bälle im Krug. So gab es einen Schützenball, zu dem alle Frauen mit erschienen. Einen Feuerwehrball gab es im Februar und der Land- und Forstwirtschaftlicher Wanderverein richtete vor der „Stillen Zeit“ einen Ball im Herbst aus. Eine gehobene Gastronomie gab es in der Zeit des Wirtes Flottmeyer. Dieser hatte als ehemaliger Kellner des Bremer Ratskeller Erfahrungen gesammelt und setzte dieses im Krug um. (…) Mit Luftkurort Kirchlinteln wurde geworben. Künstler, Maler waren häufig Stammgäste, die irgendwo am Straßenrand oder in der Heide ihre Staffel aufbauten, um Landschaftsbilder zu malen. Für mich ein prägendes Erlebnis waren die Kindertanzstunden der Tanzschule Beuss, die es im Krug gab. Die Tanzmusik machte der Tanzlehrer mit der Geige. Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren bekamen hier einen Tanzunterricht. (…) Ab 1949 gab es häufig Fachvorträge und Versammlungen, durch den Land- und Forstwirtschaftlichen Wanderverein. Die Gründungsversammlung, der Zusammenschluss der umliegenden Orte zur Gemeinde Kirchlinteln erfolgte im Jahr 1972 im Krug. (…) Im Herbst des gleichen Jahres traten auch alle Beteiligten gemeinsam beim Rübenmarktfrühstück auf, das es natürlich auch im Lintler Krug gab. Üblich war zu dieser Zeit, dass der traditionelle Rübenmarkt im Krug gefeiert wurde. 1976 war sogar das Fernsehen dabei und berichtete hierüber unter dem Motto „talk auf platt“.(…) Bei einem Wechsel der Gastronomie wurde ein Holländer Pächter des Kruges. Er war ein Künstler, der aus Glas Kunstwerke schuf und kein Gastwirt. Erzählt wird, dass, nachdem ein Berg Schulden vorhanden war, er bei Nacht verschwand. Eigentümer wurde danach eine Gruppe Kirchlintler Geschäftsleute. Die Gastwirtschaft wurde von Helbig geleitet. Dessen Tochter Barbara, die mit Erwin Haas verheiratet war, führte die Wirtschaft. Das letzte Fest gab es im Lintler Krug 1979. (…) In dieser Zeit machte der Krug immer einen ansprechenden, sehr gepflegten Eindruck. Saubere Hofflächen, gepflegte Blumenbeete und an den Fenstern mit blühenden Blumen bepflanzte Blumenkästen. Das gut geführte und florierende Geschäft b